| weißer Kakadu |
| hübscher Papagei |
Einen Tag lang machten wir uns auf die Socken und klapperten eine Menge an Farmen ab, die sich etwas außerhalb befinden. Wir fragten die Farmer persönlich nach Arbeit. Und- wenn ich jetzt mal etwas vorspule- siehe da! Nach einer Woche standen wir dann an einem Mittwochmorgen pünktlich um 8 Uhr auf einer Apfelfarm im 9 km entfernten, winzigen Nashdale. Außerdem waren noch 4 weitere Franzosen da. Auf der Farm gibt es, ein wenig versteckt und ganz hübsch, idyllisch, einen grünen, großen Platz auf dem man campen kann. Natürlich alles umgeben von unzähligen Apfelbäumen (es gibt auch Birnen ;) ). Später dazu mehr.
Unser Vorarbeiter gab uns allen eine gute Einweisung. Er gab uns unsere Picking bags (die Beutel, in denen man die Äpfel sammelt, bevor man sie in den Stiegen auslädt) und erklärte uns was man auf keinen Fall für Fehler machen darf, da man schnell Probleme mit dem Rücken bekommen kann. Danach gab er uns 3 Traktoren und jeweils 2 Leitern (wir sind 6 Leute, arbeiten immer zu zweit) und zeigte uns, wie sie zu fahren sind. An den Traktoren hängt jeweils ein Trailer, auf ihm stehen zwei Stiegen. Hier in Australien sagt man dazu immer "bin". Ich setzte mich in eine Stiege, dann ging es los. Wir fuhren in den "Block" von Apfelbäumen, die zu pflücken waren. Unser Vorarbeiter gab uns dort noch ein paar Tipps für's Pflücken. Ich staunte über die riesigen Stiegen. Wie lange das wohl dauern wird, ehe man eine gefüllt hat. Ich fragte Rodney (den Vorarbeiter) wie viele Kilos da hineinpassen. 470 kg meinte er. Wow.. Und dann fingen wir an zu pflücken. Äpfel, die hinunterfallen, sollen wir nicht aufheben, da diese ja verletzt werden. Zu viele sollen wir auch nicht fallen lassen, er möchte uns nicht mehrmals warnen. Trotzdem hob ich einige Male unverletzte Äpfel vom Boden auf und tat sie in den Bin zu den anderen.
An diesem Tag schafften wir gerade mal 4 Stiegen zu füllen, also 2 Trailer. Für die ersten zwei Stiegen brauchten wir 4 Stunden. Erschöpft gingen wir zum "Camp" zurück, wo auch die anderen vier waren. Meine Schultern und mein Nacken taten mir weh. Meine Beine waren mit Staub bedeckt und schon nach diesem Tag erst hatte ich Wunden an Armen und Beinen. Ein bisschen verzweifelt und enttäuscht sahen wir alle aus. Das alles für das Geld? Wir werden pro Bin bezahlt. An diesem Abend redeten wir mit den Franzosen über dies und das, aber vor allem über die Arbeit und den Verdienst. Sie sind alle ungefähr in meinem Alter, zwei Mädchen, zwei Jungen. Ich mochte sie sofort.
An jedem nächsten Morgen klingelte 5.30 Uhr der Wecker. Draußen dunkel und kalt. Ich robbte mich aus dem Bett, noch mit dem Stechen in den Schultern von Gestern. Sachen anziehen, rausgehen. Es gibt Müsli mit frischem Obst und warmer Milch. Dann Zähne putzen. Die Sonne geht über den Apfelbäumen auf. 25.000 sind es. Sobald es hell ist, gehen wir zu unserer Baumreihe, dort, wo schon unser Traktor mit den leeren Stiegen bereit steht. Ein Morgenspaziergang durch das Apfelfeld. In der Hand einen 10 Liter Wasserkanister, Sonnencreme und noch mehr. Noch immer ist es kalt, ich trage eine lange Hose über der kurzen und einen Pullover. Das Gras ist nass, weicht meine Schuhe ein. Ich schlüpfe in meinen Picking bag, schaue noch einmal auf die Uhr. 6:30.. Meine Hände sind kalt, die Äste schmerzen noch während man pflückt. Ich wünsche mir, es wäre wärmer, aber schon in ein paar Stunden werde ich mich über die Hitze beschweren und ausziehen, was nur geht. Die ersten Sonnenstrahlen dringen durch die Äste hervor und bringen das Rot der Äpfel zum Leuchten. Früh geht alles schnell, da ist man noch voller Energie und es ist noch keine Sonne da, die einen umbringt. Nach 2,5 Stunden sind dann die ersten zwei Stiegen voll. Eine Verbesserung, wow. Bis ca. um 12 ist das Arbeiten noch recht angenehm. Die Bäume spenden hier und da Schatten. Nachmittags geht alles langsamer. Die Hitze drückt, die Sonne brennt wie Feuer auf der Haut. Kein Schatten mehr. Es müssen nicht unbedingt 30 Grad sein und dennoch ist es unerträglich in der Sonne. Nicht einmal Wolken am Himmel, die mich schützen könnten. Ich setze mir den Papierhut auf, den mir meine Mum vor Australien kaufte. Sie meinte damals, er stehe mir so gut und ich bräuchte sowieso einen. Gut sah er wirklich einmal aus. Das war jedoch vor dem Flug. Ich musste alles in meinem Reiserucksack so zusammenquetschen, dass der Hut in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ihn zu falten war keine gute Idee. Nun ist er flach wie ein Blatt Papier. Ich setzte ihn nur auf, weil ich keinen anderen hatte und mich vor der Sonne schützen wollte. Sorry Mum.
An diesem Tag waren es am Ende wieder nur vier Bins. Ab dem dritten Tag schafften wir jedoch sechs. Am Wochenende hatten wir frei. Zeit, um sich ein bisschen mehr einzurichten. Vor unserem Van stellten wir unser Gazebo auf, darunter unseren Tisch und Stühle. Schlecht ist es hier nicht. Unser Platz ist direkt am Damm, wo das Wasser für uns und die ganze Farm gespeichert wird. Ein Stückchen weiter daneben steht ein alter großer, umgebauter Container. Darin zwei alte Duschen und Toiletten, sowie eine alte Waschmaschine wie ich sie noch nie gesehen habe. Man muss sie selbst mit heißem Wasser befüllen. Danach dreht sich die Wäsche ein paar mal bis das Wasser schwarz vom Staub ist. Betätigt man einen anderen Knopf wird das Wasser einfach nur abgelassen und das war's dann. Neben dem Container ist noch eine Art überdachte Campkitchen angebaut, auch sehr alt. Es gibt nur ein paar Ablagen und einen gammeligen Kühlschrank. Aber das ist super. Mehr als wir sonst zur Verfügung haben. Neben der Arbeit fühle ich mich hier sehr wohl. An dem kleinen See hatten wir auch anfangs eine große Gans die ständig rumschnatterte. Nun ist sie aber in einem zweiten Damm ein paar Meter weiter, die zwei Jungs hatten sie mit Äpfeln verjagt.
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| Links der Bad-Container mit Küche, rechts Van mit Gazebo, im Hintergrund Apfelfeld |
Mit den Franzosen haben wir sehr viel spaß. Es ist lustig, sich mit ihnen zu unterhalten. Vor allem die beiden Jungs treiben ständig irgendwelchen Unfug :)
Über die Tage gewöhnte ich mich ein bisschen an die schwere und langwierige Arbeit. Das Wetter war mal so und mal so. Oft war die Hitze nur mit viel Wasser auszuhalten. Ich habe ja meinen tollen 10 Liter Kanister. Trotzdem unangenehm. Durch die Sonne hatte ich mir trotz Sonnencreme einen heftigen Sonnenbrand im Gesicht eingefangen. Einmal eine Runde Schlange spielen. An den Armen bin ich nun so braun wie nie zuvor ;).
So ging es von Tag zu Tag immer weiter, bis jetzt seit zwei Wochen. Mal hatten wir total die Nase voll und mal fühlten wir uns ganz gut und waren positiv gestimmt. Ich glaube, auf dieser Farm ist man schon ziemlich gut aufgehoben. Auf anderen tummeln sich dutzende Backpacker, ca. 20 Leute müssen sich zwei Duschen und einen Kühlschrank teilen. Hier sind wir friedlich zu sechst. Es ist ruhig und entspannend. Man hört nur die Vögel auf den Bäumen und in der Luft, die Enten im Wasser, den Traktor im Feld oder den Schrei eines der Mädchen wenn sie eine große Spinne entdeckte. Unser Vorarbeiter kümmert sich gut um uns. Wir können im Grunde tun und lassen, was wir wollen. Es gibt keine geregelten Arbeitszeiten und wir entscheiden, wann wir in die Pause gehen. Bald werden wir jedoch diese Farm verlassen. Nun ist sowieso Pause für zwei Wochen, da die anderen Äpfel noch nicht reif genug sind.
Und auch wenn die Arbeit hier anstrengt und die Sonne nervt, am Ende vom Tag lasse ich mich in den Campingstuhl fallen und während ich auf den kleinen See neben mir schaue, die Vögel singen und es dämmert, denke ich mir: Dieser Ort ist doch irgendwie schön, hier fühle ich mich wohl.
| Links Damm, rechts Küche, in der Mitte Gumtree und Apfelfeld im Hintergrund |
| Traktor, Sonne, Staub und Bäume |
| Links Bad- Container und Schrott :) |
| während einer Pause |
| Traktor mit Trailer und fast vollen Bins |
