Freitag, 24. April 2015

Das Outback Teil 1: Wie mich "NICHTS" umhauen kann

Waaahhhh! Seit ich die kleine Winery in Mia Mia, Victoria vor etwa 20 Tagen verlassen habe, haben wir uns bereits um die 2.000 Kilometer durchs Landesinnere von Australien bewegt. Zuerst machten wir für ein paar Tage einen Abstecher nach Mildura, wo wir bereits im Oktober letzten Jahres einmal waren. Danach fuhren wir in eine große Stadt die wohl einige kennen- Adelaide! Endlich konnte ich wieder den Ozean schnuppern. Es war ein schönes Gefühl, nach so "langer" Zeit endlich wieder am Pazifik zu sein. Außerdem muss ich sagen, dass mir Adelaide von den großen Städten am besten gefallen hat. Es ist einfach nicht so übertrieben überlaufen, keine Menschenmassen, die sich hastig durch die Straßen quälen, kein übermäßig nerviger Verkehr, der dich für Stunden aufhält, und überhaupt ist diese Stadt nicht zu stark zugebaut wie man es z.B. von Melbourne kennt. Mir gefällt es.






Aber nun zum eigentlich wichtigstem Thema in diesem Beitrag:

Das Outback!!!

Ein recht langer weg war es zu den Flinders Ranges, einem Gebirge, etwa 450 km von Adelaide.
Fahren, fahren, fahren. Aufeinmal geht die Straße nur noch geradeaus. Kein Netz mehr. Die Bäume verschwinden, irgendwann ist es nur noch flach! Ich sehe das Ende der Straße nicht. Aber dann irgendwann tauchen am Horizont Berge auf. Ach ja! Das sind die Flinders Ranges. Riesig!
Wir blieben in dem Wilpena Pound Resort, das sich im Flinders Ranges Nationalpark befindet. Also mittendrin! Einen Tag lang machte ich mich auf die Socken zum St Mary Peak (Berg). Und der Weg dahin hatte es echt in sich (wie sich nach einigen Stunden herausstellte)! Zuerst einige Kilometer nur Wald, dann und wann kamen auch schon die ersten Aufstiege. Bald ein Schild, das darauf hinweisen sollte, dass ab hier nur gut erfahrene Bergsteiger weitergehen sollten. "Ach die Australier", lachte ich. "Die haben ja keine Ahnung was richtige Berge sind, also machen die sich schon bei diesen Hügeln in die Hose." ... Naja..
Nach knapp einer Stunde laufen ging es ja erst los. Die Pfade wurden immer schmaler und steiniger, die Abhänge immer tiefer und wenn ich nach oben zur Bergspitze schaute, dachte ich: Wie?!
Auf einmal war dann Schluss mit Weg, klettern! Nur Felsbrocken über Felsbrocken. Nadann mal los. Somit zog sich die ganze Prozedur etwas hin. Aufpassen, nicht abzurutschen, äh wo soll ich denn jetzt meinen linken Fuß und die rechte Hand hinmachen? Und jaa nicht nach unten schauen! ein Geländer gab es nicht. Alles auf eigene Gefahr. Als ich mich außer Atem auf einem Felsbrocken auf dem Abhang setzte, während vor mir das Land schon winzig klein erschien, fand ich das Warnschild dann doch nicht mehr ganz so lustig.




Nach einer Ewigkeit erreichte ich dann die Spitze. Ein schöner Ausblick und man fühlt sich unglaublich hoooocchh! Wie es sich wohl auf dem Mount Everest anfühlt..?
Während ich mir die Frage stellte, wie viele Menschen hier wohl schon runtergehüpft sind, dachte ich gleichzeitig: Mist, ich muss ja den ganzen Weg auch noch zurück! Tja das war dann wohl ein äußerst gutes Workout. Nach 9 Stunden war ich dann doch wieder ganz froh, wieder zurück im Camp zu sein.

(runter scrollen!)
Foto von der Spitze des "St Mary Peak"




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Nach den Tagen in den Flinders Ranges machten wir uns dann auf, noch weiter ins Landesinnere zu fahren. Und ab da an haute es mich bald um! Stundenlang, tagelang fahren wir nur auf einer Straße geradeaus. Links, rechts und vor uns ist einfach.. nichts! Rein gar nichts. Es ist einfach so leer und so weit. Gruselig und so beeindruckend. Ich selbst hätte nie gedacht dass einem so wenig so sehr umhauen kann. Während ich Stundenlang in ein und die selbe Richtung schaue und stundenlang das Gleiche sehe, nämlich NICHTS!, staune ich. Ich staune immer wieder. Ja aber über was denn? 
Oft kommen einem die sogenannten Road Trains (riesige LKW's um es einfacher auszudrücken) entgegen, die jeweils noch 3 riesige Ladungen ziehen. Selbst ein Reisebus ist dagegen noch eine kleine Fliege! Ich nenne sie den Blauwal auf Rädern. 
Nach ewigem fahren biegen wir auf einen Parkplatz ab. Da steht ein sogenanntes Roadhouse. Teures Benzin, Essen, Toiletten und alles was man benötigt. Dieser "Fleck" heißt Pimba. Eigentlich kein wirkliches Dorf, nur sind die Städte hier so endlos weit voneinander entfernt, dass eine Tankstelle und dies und das für die Reisenden unbedingt notwendig ist. So auch für uns. 





..nichts..

..auch nichts..


Während vor uns die Sonne unterging, erreichten wir aufeinmal einen riesigen See! Was?! Wie kommt der denn dahin? Hä? Na so ein Zufall.



Die Nacht sagte dem Outback "hallo" und wir suchten uns ein sandiges Plätzchen zum Schlafen. 
Der nächste Morgen (heute) begann sehr früh und wie ich glaubte, ich hätte den Tag davor schon "Nichts" gesehen, so wurde meine Meinung dann doch noch einmal geändert und wieder stand meine Kinnlade praktisch stundenlang offen. 


Coober Pedy

 Irgendwann, nachdem aus dem Nichts noch mehr Nichts wurde, erreichten wir eine Stadt (ja! eine Stadt!) namens Coober Pedy. Und ihr werdet es kaum glauben, aber diese Stadt gefällt mir sowas von! Hier in der Stadt sowie rundherum gibt es unzählige Sandberge und Löcher. Warum? Coober Pedy wird auch die "Opal-hauptstadt der Welt genannt". Und genau das ist hier das Besondere. Fast alle Opale der Welt kommen von hier.
Nirgends in der Stadt sieht man einen grünen Fleck. Nur roter Sand und viele viele Felshügel. Und wisst ihr was? Die meisten Menschen hier wohnen unterirdisch! In den Felsen sind Wohnungen, Restaurants und Kirchen gemeißelt. In den Sommermonaten ist es hier unerträglich heiß. In diesen Höhlen jedoch sind es immer um die 25 Grad. Und das machen sich die Menschen hier zunutze. Praktisch oder? Und während ich mit voller Begeisterung diesen Beitrag tippe, sitze ich in genau so einem Raum in einem Felsen. Praktisch unterirdisch. (Und draußen ist es unglaublich stürmisch und stockdunkel, der Wind kann ja schließlich ungehindert durchs Outback pusten).



Blick auf Coober Pedy

Blick auf Coober Pedy (und einer alten Filmrequisite unten Links)

Wieder einmal versuche ich zu beschreiben, wie sich (in diesem Fall) diese Gegend und das absolute Nichts anfühlt. Ihr könnt euch diesen Blog durchlesen und die Bilder anschauen bis euch die Augen rausfallen, ich werde euch nie genau vermitteln können, wie es wirklich ist. Nichts und niemand kann das. Ihr werdet nie wissen, was es bedeutet, an diesen Orten zu stehen wenn ihr es nicht selbst einmal erlebt habt. Also packt verdammt nochmal eure Sachen und unternehmt etwas! Das sind Erfahrungen und Eindrücke, die euch so viel geben werden. Die einen mögen sagen "Mh stimmt." Die anderen: "Was ist daran denn besonders?" Letztendlich ist es jedem seine Entscheidung. Aber wenn ihr es macht, dann werdet ihr irgendwann vielleicht dasselbe denken. Und ihr werdet von so vielen simplen Dingen umgehauen werden...
.. auch wenn es nur ein Hauch von Nichts ist.